Trebnitzer Erklärung

Hervorgehoben

Bilder der Trebnitzer Werkstätten zur Inklusion in Schule und Zivilgesellschaft

„Inklusion ist wohl doch möglich“

In vier Arbeitsgruppen haben die Inklusionswerkstätten im Schloss Trebnitz eine Erklärung erarbeitet. Hier die Kernpunkte daraus. (Der Film über die unklusive Situation in Wriezen ist hier.)

Allgemein

Inklusion ist ein Veränderungs-Projekt für und mit allen Menschen.

Um die Inklusion in Brandenburg zu befördern müssen Kinder, Eltern, Großeltern, PädagogInnen und eine Vielzahl weiterer Menschen und Einrichtungen inkludiert werden.*
Inklusive (Fortbildungs-)Angebote müssen schnell und flächendeckend eingerichtet werden, denn sie steigern die Attraktivität von inklusiver Bildung.
Der Erfolg einer nachhaltigen und gemeinsamen Bewegung hängt vom Tempo ab, von einem ganzheitlichen Bewusstsein und einer verstärkten (Sprach-)Wachsamkeit.

Polen
Mag die Inklusion noch so umstritten oder gar umkämpft sein. Die Notwendigkeit ihrer deutsch-polnischen Dimension in der Grenzregion an der Oder ist es jedoch keinesfalls. Vielmehr erwartet man gar neue Impulse für die Inklusion von der deutsch-polnischen Kooperation mit den gewünschten fachlichen wie persönlichen Austauschen, dem „über den Tellerrand hinaus“-Schauen und den damit verbundenen neuen Perspektiven. Die Inklusion kennt keine Grenzen, und schon mal gar nicht in der Grenzregion.

Bilder der Konferenz zur Inklusion in Schule und Zivilgesellschaft in Trebnitz

Bildung/Schule

Schule ist das Sorgenkind, das enfant terrible der Inklusion.

„Inklusion ist wohl doch möglich“, sagte eine Teilnehmerin der Trebnitzer Werkstatt. So dachten vielen der Seminaristen. Nur enthusiastischer.

Inklusion geht von den Menschen aus – und zwar von denen, die Ideen haben, Mut machen und Hoffnung. Das war der Konsens unter den Teilnehmern beim Thema Schule. Die Menschen mit Visionen sind die Träger der inklusiven Schule.

Drei Punkte waren wichtig

1) Kompetenzen: Die Teilnehmer waren begistert von den Kompetenzen und den praktischen Ideen, die sie in Trebnitz sahen und mit nach Hause mitnehmen können. Im inklusiven Alltag geht es darum, die sonderpädagogischen Kompetenzen zu halten, zu sichern und auszubauen. Oder kürzer: „Schatz, du musst dich fortbilden!“

2) Geschwindigkeit: Inklusion soll zügig voran gehen – aber die modellhafte Schulen sollen die anderen Schulen und die Gesellschaft nicht abhängen.

3) Polen: der Austausch mit polnischen Partnern und Schulen wird gewünscht. Die Workshops waren beim Thema Inklusion, Pisa und Modellschule immer dann besonders gut, wenn sie grenzüberschreitend geführt wurden. Die Teilnehmer von polnischer wie deutscher Seite regten zu einer Folgetagung an, bei der auch Schulen einzuladen seien.

Bilder des inklusiven und interkulturellen Theaterworkshops im Rahmen der Trebnitzer Werkstätten

Kunst
Inklusion umfasst alle Menschen und alle Bereiche ihres Lebens und Alltags.

Daher können auch alle Bereiche des Alltags zur Inklusion beitragen. Auch die Kunst.  Kunst und gemeinsame kreative Projekte können Brücken schlagen.

Kunst führt im wahrsten Sinne des Wortes zur BESINNUNG.

Kunst und Kreativität sind Katalysatoren für inklusive Prozesse in allen Bereichen der Zivilgesellschaft.

Kunst öffnet Augen, Ohren und Herzen. Kunst schafft Freiräume für Begegnungen zwischen unterschiedlichen Menschen.

Kunst lebt von der Unterschiedlichkeit und Vielfalt aller. Daher habt Mut, zum eigenen Profil zu stehen!

In der Vielfalt darf keiner fehlen, jeder trägt zum Reichtum unserer Gesellschaft bei.

Anders als beim „Problemkind“ Schule, lässt sich Inklusion auf natürliche Weise in künstlerischen und kreativen Prozessen leben – ohne Dogmen und Ideologien.

Das darf aber nicht zum Ungleichgewicht führen. Ästhetisch-musische Bildung ist ebenso wichtig wie alle anderen Bildungs- und Lebensbereiche. Auch die „akademischen Fächer“ in der Schule profitieren von der Inklusion und können sie umsetzen. Diese Balance muss gehalten werden.

Die Umsetzung der Inklusion bereichert ihrerseits die Kunst und Kreativität einer jeden Gesellschaft und ihrer Mitglieder. Neue Sichtweisen und Wahrnehmungen eröffnen neue Perspektiven und Wege.

* Politikerinnen und Politiker, Studierende, Ämter, Unternehmer, Vorschulische Einrichtungen, Schulen, Jugendclubs, Außerschulische Bildungsträger, Nachschulische Orte, Sponsoren,  Medienprofis, Bedenkenträger und Kritiker, aber auch Feuerwehren, Kirchen, Gesundheitsdienste, Kultureinrichtungen, Behinderteneinrichtungen, Vereine und Netzwerke.

inc. alle Trebnitz 20./21.1 2012

Hervorgehoben

Trebnitzer Werkstätten zur Inklusion in Schule und Zivilgesellschaft

2-tägige Informations- und Lernagora für LehrerInnen, Sonder- und HeilpädagogInnen, Zivilgesellschaft und Politik. Interessierte Willkommen! In leichter Sprache…
Freitag, 20. Januar 2012: 2019 ist heute! Wer gehört dazu? Alle! 
Wilfried W. Steinert: Inklusion ist Realität – auch in Brandenburg. Theater.
Podium mit Gaby Blank u.a. : Wer macht Inklusion – Gesellschaft oder Politik?

Samstag, 21. Januar: Workshops zur inklusiven Schulentwicklung, zu Lerngruppen und außerschulischer Inklusion. Inklusion beim Pisaaufsteiger Polen

Inklusion ist möglich in Brandenburg

Bilder der Trebnitzer Werkstätten zur Inklusion in Schule und Zivilgesellschaft

Wilfried W. Steinert hält heute den Abendvortrag in der Trebnitzer Inklusionswerkstatt. „Inklusion ist möglich – jetzt“. Wer ihn hören will, ist herzlich eingeladen, 19:30 Uhr.

Wir haben den Bildungsexperten eingeladen, weil er folgendes geschafft hat:

„Früher sagte man zu Kindern wie Maria: Du Mongo. Mongoloide, so hieß es, sind behindert, verrückt, nicht ganz dicht. Dass man mit einem Downsyndromkind zusammen hätte lernen können – undenkbar. Damals.

In der Waldhofschule in Templin sagt niemand Mongo. Keines der Kinder, die hier zur Schule gehen, käme auf die Idee, Maria als verrückt zu bezeichnen. Nicht normal zu sein, ist hier ganz normal. Alles ist anders.“

Der Mann, der das geschafft hat, ist Wilfried Steinert. Portrait Wilfried W. Steinert taz

nicht die Kinder wegschicken

Bilder der Konferenz zur Inklusion in Schule und Zivilgesellschaft in Trebnitz

Susanne Rabe von der Fûrstenwalder Burgdorf-Schule hält heute 16 Uhr die Keynote bei den Trebnitzer Inklusionswerkstätten. In Spiegel online sagte sie jüngst:

Susanne Rabe, eine Autismus-Expertin, meint: „Wenn die Kinder schwierig sind, muss man das Konzept ändern und darf nicht die Kinder wegschicken.“ Was sie für grundsätzlich falsch hält, ist Schüler mit sozialen Problemen aus einer Gemeinschaft auszuschließen. „Wenn ich diese Schüler aussondere, dann lernen die den Kontakt zu ihrer Umwelt nie.“

Rabe weiß, wovon sie spricht. Sie ist Leiterin der Burgdorf-Schule in Fürstenwalde, einer Brandenburger Schule der Samariter, von deren 150 Schülern jeder Dritte Autist ist. Die größte Gruppe an der Schule stellen bereits jetzt: die aus der 60 Kilometer entfernten Hauptstadt flüchtenden Schüler mit Autismus.

Quelle SPON

Auch Downies wollen Liebe

Am Sonntagabend, leider sehr spät, läuft der wunderbare spanische Film: „Wer will schon normal sein?“ Was auf den ersten Blick wie eine rhetorische Figur zur Relativierung von normal/besonders erscheint, entpuppt sich beim 95 minütigen Hinsehen als eine zärtliche Liebesgeschichte zwischen dem Down-Mann Daniel und der bedürftigen Laura. Behinderte können lieben, und auch sie haben das Bedürfnis nach Sex. Der besondere Held des Films von 2009 hat auch im realen Leben etwas besonderes geschafft: Er ist der erste Europäer mit Down-Syndrom, der einen Hochschuleabschluss errungen hat. Anschauen

Brandenburger Schule bekommt Inklusions-Preis

Die Regine-Hildebrandt-Gesamtschule bekommt den Jakob-Muth-Preis für Inklusion. Der Beauftrage der Bundesregierung für Menschen mit Behinderungen überreichte den Preis heute (Donnerstag 19. Jan). Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und bringt Wind in die Brandenburger Debatte über die Schulreform Richtung Inklusion, also das selbstverständliche gemeinsame Lernen von Kindern mit und ohne Förderbedarf in Regelschulen. In der Hildebrandt-Schule haben von knapp 700 Schülern rund 80 einen Förderbedarf. Ein Drittel der gehandikapten Schüler schafften zuletzt den Sprung in die gymnasiale Oberstufe. Die Schule arbeitet seit Mitte der 90er Jahre inklusiv, sosteht es im Preis-Profil der Schule:

Aus einer zunächst eher demografisch bedingten Fusion der Gesamtschule mit der Körperbehindertenschule vor Ort entstand eine integrativ-kooperative Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe, in der es keine Aufteilung mehr in Regel- und Förderklassen gibt. (Portrait der Schule MuthPreis)

Die Inklusions-Werkstatt in Trebnitz gratuliert der Hildebrandt-Schule – und versucht den Preisträger zur Tagung zu holen.

Brandenburgs gute Grundlage

Ulf Preuß-Lausitz, einer der besten Kenner von Integration und Inklusion in Deutschland, hat Brandenburgs Status quo der Inklusion untersucht. Eine beeindruckende Studie – mit einem erfreulichen Ergebnis: Anders als andere Länder hat Brandenburg bereits seit 1991 einen grundsätzlich integrativen Ansatz im
Schulwesen, auf dem sich auch eine Inklusionspolitik gut aufbauen lasse.

Preuß-Lausitz, Professor emeritus der TU Berlin für Integrationspädagogik, weist dennoch auf viele Herausforderungen in Brandenburg hin. Das zeigt sich besonders beim Blick auf die Inklusionsbedingungen in den Landkreisen, die lange nicht auf die Zahl von 14% inkludierter Schüler kommen. Aber wo gibt es das schon: Eine auf Kreise und Städte herunter gebrochene Inklusionsbilanz.

Einige zentrale Erkenntnisse der Studie sollen als Diskussionsanreiz für die Inklusionswerkstatt ab Freitag hier zitiert werden:

1) „Fast drei Viertel aller FörderschülerInnen sind den drei – sich stark überschneidenden – Förderschwerpunkten Lernen, emotionale und soziale Entwicklung und Sprache zugeordnet.“ (S. 19)

2) „In Brandenburg werden jährlich gerade mal 2,8% der FörderschülerInnen in das allgemeine Schulwesen zurückgeführt, dagegen jährlich 13,5% neu in Förderschulen aufgenommen.“ (S. 21)

Die Studie als Ganzes.

„Wir sind alle verschieden verschieden“

Aus der Praxis für die Praxis

Es ist ein weiter Weg bis zu einer inklusiven Gesellschaft, in der die besonderen und die normal besonderen Menschen wirklich zusammen leben. Dieses Buch zeigt Etappen für die Reise

VON SYLVA BRIT JÜRGENSEN

Wer sich dieser Tage mit dem Begriff der Inklusion befasst, landet in einer Spaltung. Die einen haben keine Ahnung, was das eigentlich bedeuten soll. Die anderen wissen es so genau, dass schnell Streit über winzige Details ausbricht. Dieses Buch zeigt den Weg auf den vermeintlich weißen Fleck auf der Landkarte – der in Wahrheit schon ziemlich gut profiliert ist.

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Kinder beschulen

Erst in diesen Tagen läuft eine Erklärung des Landesschulbeirats in Hamburg zum Thema Inklusion durch die Medien. Das ist ein zweiseitiges Papier aus dem Dezember 2011, in dem viel richtige und wichtige Sachen drin stehen, siehe Landesschulbeirat Hamburg. Aber dann kommt da ein Satz, der einen irgendwie unangenehmen Sound hat:

Der Landesschulbeirat empfiehlt, die vollständige gemeinsame Beschulung behinderter und nicht behinderter Schülerinnen und Schüler konkret als Ziel der Hamburger Schulpolitik zu benennen.

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